Fails & Flavors

Innovatives Office-Design und Arbeitskultur: Samir Ayoub im Interview

Dominik Groenen® / Samir Ayoub Episode 44

Host Dominik Groenen begrüßt heute Samir Ayoub, einen erfahrenen Unternehmer und Speaker, bekannt als "Mr. New Office", in unserer neuen Episode. Samir gewährt uns Einblicke in seine einzigartige Karriere, die mit einem Trainee-Programm bei Vitra begann und ihn zu einem bedeutenden Akteur in der Gestaltung moderner Arbeitsumgebungen gemacht hat. Mit über 750 umgesetzten Büroprojekten teilt Samir seine Perspektive auf Transformation, Mitarbeiterzufriedenheit und unternehmerische Ziele.

Heute sprechen wir über seine Rolle als Vater, seine Ansichten zur Potenzialentfaltung, und wie er seine Kinder auf deren beruflichen Wegen unterstützt, ohne sie zu dominieren. Samir erzählt uns, wie er trotz persönlicher Herausforderungen, wie einer kürzlichen Trennung und den Auswirkungen der Corona-Pandemie, seine Resilienz und seinen Unternehmergeist beibehalten hat.

Unsere Diskussion berührt auch die Zukunft der Arbeitswelt, innovative Konzepte, und wie Unternehmen in schwierigen Zeiten anpassungsfähig bleiben müssen. Samir teilt seine Vision von einer flexiblen, effizienten Arbeitskultur und wie er diese in seinen Projekten umsetzt.

Freut euch auf eine spannende Episode voller inspirierender Geschichten, wertvoller Einsichten und praxisorientierter Tipps für Unternehmer und Führungskräfte.

Socials von Samir:
Instagram:
https://www.instagram.com/123samir/
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/designfunktion-samir-ayoub/
Website: https://www.designfunktion.de/unternehmen/management  

Du möchtest Gast bei Fails&Flavors sein?

Support the show

Unser PARTNER und Sponsor: Boris Grundl

Jetzt das kostenlose Führungskräfte und KI Webinar von Boris Grundl + Buch sichern!

Instagram @failsandflavors
Folgt Dominik Groenen auf LinkedIn
Folgt Fails&Flavors bei LinkedIn Fails&Flavors

Website https://www.dominik-groenen.com/

Du möchtest Gast bei Fails&Flavors sein? ...

Dominik Groenen [00:00:01]:
Willkommen zu Fates & Flavors, wo wir das Scheitern feiern und den Geschmack des Erfolges entdecken. Tauche eine inspirierende Geschichten und wertvolle Erkenntnisse, die dein Leben verändern werden.

Samir Ayoub [00:00:17]:
Als Unternehmer kenne ich wirklich von Himmel hoch jauchzend Gründerpreis München, Bayerns Best 50 vom Wirtschaftsminister Bayerns, Schira verliehen bekommen für die Verzehnfachung, also ich kenne oder Great Place to Work oder Kununu, beste Arbeitgeber. Ich kenne ganz viel Positives. Ich kenne aber auch die Hardcore Seiten vom Unternehmertum und weiß genau, was es bedeutet, auch manchmal richtig existenziell an die Kante zu kommen.

Dominik Groenen [00:00:48]:
Liebe Leute, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Facet Flavors. Ich bin Dominik Röhn, euer Host, und heute freue ich mich auf einen außergewöhnlichen Gast, den wir bei uns haben, den inspirierenden Samir Ayub. Samir ist nicht nur ein renommierter Speaker und Unternehmer, sondern auch bekannt als Mr. New Office. Ja, ihr habt richtig gehört, Mr. New Office. Ein Spitzname, den er sich mit Stolz und einem Augenzwinkern verdient hat. In den letzten 25 Jahren hat er mit seinem Team über 750 New Office Projekte erfolgreich umgesetzt und damit die moderne Arbeitswelt revolutioniert.

Dominik Groenen [00:01:23]:
Seine Leidenschaft gilt der Gestaltung von Räumen, die nicht nur funktional, sondern auch inspirierend sind. Samir glaubt fest an die Transformation und an die Kraft von Räumen und ihre Fähigkeit, das Beste aus jedem von uns herauszuholen. Als CEO und Inhaber der Design-Funktionen-Gruppe in Nürnberg teilt er seine Expertise in den Bereichen New Work, Kultur, Führung und Unternehmertum auf zahlreichen Bühnen. Samir, ich freue mich sehr, dass wir heute die Folge aufnehmen. Vor allen Dingen freue ich mich auch deswegen. Wir haben ja jetzt schon so, ich weiß gar nicht, round about etwas über 40 Folgen von dem Podcast aufgenommen und haben aber wirklich mit noch keinem eine Folge gemacht, der aus einer Branche kommt, in der wir auch tätig sind. Von daher ist es quasi eine Premiere, dass wir nicht nur über quasi Karriere, Unternehmertum, Herausforderungen sprechen, sondern vor allen Dingen auch ein bisschen über die Branche. Von daher freue ich mich natürlich mega, dass du zugesagt hast.

Dominik Groenen [00:02:25]:
Also erstmal vielen, vielen Dank.

Samir Ayoub [00:02:26]:
Ja, vielen, vielen Dank an dich, Dominik, dass ich dabei sein darf. Freue ich mich sehr drüber.

Dominik Groenen [00:02:31]:
Cool. Sami, ich habe in der Intro schon so ein bisschen was über dich erzählt. Das, über was man natürlich sofort stolpert, kannst ja vielleicht gleich auch noch mal was zu sagen, ist Mr. New Office. So ein bisschen die Brand, der Name, so ein Stück weit auch die Identity, die man mit dir verbindet. Aber vielleicht erzähl einfach mal so ein bisschen noch mit deinen Worten, wo du herkommst, was dein Background ist und natürlich auch den Zuhörern, Wie kommt man auf Mr. New Office?

Samir Ayoub [00:03:02]:
Das mache ich sehr, sehr gerne. Also der Spitzname Mr. New Office ist entstanden, weil ich sehr, sehr gerne und mit viel Leidenschaft über das Thema moderne Arbeitswelten spreche. Und das mache ich dann allerdings auch im Freundeskreis. Und es gab einen Abend, da war ich mit meinen Jungs unterwegs und haben die gesagt, Samir, wir wissen, du bist Mr. New Office, aber heute keine Silbe über deine Projekte, bitte. Heute nur andere Themen. Und das hat mich so geflasht, auf der einen Seite den Spiegel vorgehalten zu bekommen, dass ich eben mit meinem Thema, was mich total begeistert, vielleicht manchmal ein bisschen mehr Maß halten sollte.

Samir Ayoub [00:03:37]:
Aber auch der Spitzname hat mich total geflasht und seitdem spiele ich damit. Das ist natürlich ein Spitzname mit einem Augenzwinkern, ist ja klar. Und wie kam ich überhaupt dazu? Was ist so mein Background? Ich habe vor 30 Jahren inzwischen, also es sind tatsächlich 30 Jahre fast, am 1.9.1994 bei Vitra begonnen, im Vertrieb in einem Trainee-Programm und war dann sozusagen die ersten Jahre in der Designmöbelindustrie tätig. Und seit fast 25 Jahren bin ich Unternehmer und bewege mit meinen Teams, inzwischen sind das ja 18 Teams bundesweit in der Designfunktion Gruppe, bewege ich als Berater, Planer, Konzeptionist und auch Einrichter moderne Büro- und Arbeitswelten. Also ich bin praktisch New Work, New Office-Experte seit einem Vierteljahrhundert, auch Unternehmer und betrachte das immer aus der Sicht New Work, Transformation, New Office, Beitrag zum Erfolg von Companies, aber eben auch aus der Unternehmer- und Führungskräfterolle und deshalb nehme ich da immer zwei Perspektiven auf das Thema ein und das gibt mir eine hohe Kredibilität, vor allem auch in C-Level oder Gesellschaftkreisen, dass eben New Work kein Kuschelclub ist oder Wohlfühloase, sondern es auch darum geht aus der Unternehmer Sicht durch New Work mehr Erfolg zu kreieren. Und darum geht es eben auch. Es ist nicht nur Happy Arbeitswelt gestalten, sondern Es geht immer darum, die Ziele von Menschen und da darf es sehr wohl Wohlfühlen gehen und bessere Kultur natürlich, das ist der Weg. Aber eben es geht auch darum, zeitgleich, wenn es den Mitarbeitenden besser geht, eine bessere Kultur gelebt wird, dass auch Organisationen ihre Ziele, ihre strategischen Ziele besser erreichen.

Samir Ayoub [00:05:20]:
Ganz klar, es geht den Einklang beider Welten.

Dominik Groenen [00:05:23]:
Vielleicht gehen wir mal ein bisschen zurück, weil ich das spannend finde. Du hast Vitra erwähnt. Der eine oder andere, der den Namen schon mal gehört hat, weiß, dass Vitra vor allen Dingen für sehr hochwertige Produkte steht, qualitativ hochwertig, long-term orientiert. Wir haben selber in der einen oder anderen Location von uns, von der Orogerie haben wir Vitra-Möbel. Wie kommt man in ein Trainee-Programm bei Vitra? Weil das ist ja jetzt nicht so irgendwie, ich stehe morgens auf und ich will zu Vitra, sondern wie war der Weg dahin bei dir?

Samir Ayoub [00:06:00]:
Das ist wirklich eine sehr interessante Geschichte. Also ich habe im Stahlhandel als Groß- und Auslandeskaufmann meine Ausbildung gemacht in Wuppertal und habe dann, während ich Zivildienstleistender war, einen Nebenjob gehabt. Und zwar war ich im Network Marketing und habe so eine Vertriebsorganisation mit aufgebaut und Produkte im Network Marketing verkauft und ich war eines nachts in Bochum unterwegs zum Tanzen Samstagabend und zum Ausgehen und habe dann irgendwann nachts in einer, ja in so einem Imbiss einen sehr gut gekleideten Mann gesehen und habe ihn gefragt, ob er mehr über mein Geschäftsmodell erfahren wolle. Da hat er gesagt, naja, eigentlich habe ich viel zu tun, ich habe auch eine tolle Aufgabe. Da hat er gesagt, naja, sind Sie verheiratet? Ja, ja, das bin ich. Warum fragen Sie? Ja, vielleicht kann ihre Frau das Geschäft betreiben, was ich betreibe und ihr Netzwerk nutzen, wollen wir uns nicht mal kennenlernen, ich lade sie nach Wuppertal in mein kleines Büro ein und den Mann, den ich da akquiriert habe, war der Vertriebsleiter von Vitra und dann hat er gesagt, Er kam tatsächlich zum Termin zur Geschäftsvorstellung dieses Network Marketing Systems und dann kam er und hat gesagt, ganz ehrlich zu sein, Herr Ayub, meine Frau und ich hören uns das an, aber in Wirklichkeit möchte ich Sie gewinnen, bei mir ein Trainingsprogramm in der Vitra Organisation zu machen. Und dann habe ich ihn gefragt, was für Produkte verkaufen sie denn? Und dann hat er gesagt, Stühle. Und dann habe ich gesagt, oh mein Gott, Stühle! Sind sie sicher? Und er so, ja, nicht irgendwelche Stühle, ich bin sicher, sie werden begeistert sein.

Samir Ayoub [00:07:30]:
Und dann habe ich ihn ein paar Tage später in seinem Showroom besucht und dann hat er mich eingestellt.

Dominik Groenen [00:07:36]:
Also das Spiel hat sich gedreht. Von du wolltest ihn gewinnen auf er hat dich gewonnen. Was war das damals für ein MLM Network Marketing Produkt?

Samir Ayoub [00:07:47]:
Das Das war eine, das war LR-Marketing. Okay, ja. Parfümerie und so weiter, genau. Und ja, Kosmetik und Ernährungszusatzstoffe. Ich habe das als Zivildienstleistender gemacht, war da auch sehr erfolgreich, in sehr kurzer Zeit habe ich eine kleine Vertriebsorganisation aufgebaut. Aber dann war natürlich bei Vitra mein Feuer gefangen für Design, gute Gestaltung. Das war auch mein Weg dann in diese Branche. Zuerst habe ich einfach gebrannt für gutes Design.

Samir Ayoub [00:08:15]:
Also ich war ganz nah am Produkt. Ich war ganz nah an dem Thema Design ist Kulturbeitrag, Design ist gesellschaftlicher Beitrag für Qualität im Raum. Design hat aber auch ganz viel Funktionalität und so weiter, Ergonomie. Und dann von diesem Produkt, von der Produktebene, wollte ich zum ganzheitlichen Raum, bin dann zu Knoll International gewechselt. Da war ich knapp zwei Jahre im Key Account Management Deutschland, Österreich, Schweiz. Und dann ist einer meiner Kunden, ein Einrichtungsunternehmer in Bonn namens Raumkultüronomie, Der Kunde ist leider an Leukämie ganz plötzlich verstorben und seine Frau, die auch im Unternehmen tätig war, hat mich gefragt, ob ich mir die Nachfolge vorstellen könnte. Und dann habe ich mit 26 meine erste Selbstständigkeit in dieser Branche gestartet und bin als Planer und Einrichter sozusagen in Position gekommen. Damals allerdings in Minderheitsgesellschaft der Rolle, gemeinsam mit einer großen Firmengruppe im Rücken sozusagen, die ich dann später deutschlandweit leitete.

Samir Ayoub [00:09:12]:
Und dann wollte ich aber in die Mehrheitsgesellschaft der Rolle und habe dann 2009 Designfunktion in München mehrheitlich erworben. Auch nach einem heißen Ritt und auch in der Krise, war ja die Finanzkrise 2009, ich habe den Erwerb der Firma über 50 mal gepitcht, bis ich die Finanzierung beieinander hatte und bin dann an den Start gekommen, in München loslegen zu können. Und dann war ich Mehrheitsgesellschaftler und konnte mit meinem Team beginnen, die Gruppe zu bauen, die wir heute haben.

Dominik Groenen [00:09:42]:
Wenn wir nochmal jetzt auf dieses Thema MLM gehen, Du hast gesagt, du wolltest den einladen. Das heißt, du hast ja quasi schon die Selbstständigkeit weit vor dem Thema Mr. New Office für dich in irgendeiner Art und Weise entdeckt, weil in dem Alter einen Nebenjob zu machen, Zivildienst, Du hättest ja wie viele andere auch sagen können, okay, ich mache irgendwie einen normalen Nebenjob in der Gastronomie oder was auch immer. Was war das, was dich, also erstmal, wie bist du dazu gekommen und was war das, was dich an diesem Thema begeistert hat oder warum du dann dafür gebrannt hast?

Samir Ayoub [00:10:17]:
Ja, also dazu muss man ganz kleines bisschen meinen Ursprung kennen. Ich bin der Sohn eines palästinensischen Flüchtlings, Asylsuchender, der nach Deutschland kam Anfang der 70er Jahre und einer deutschen Mutter. Die beiden haben sich kennen und lieben gelernt. Meine Mutter war total jung, war 17, die war ein Monat 18, hat dann Zwillinge geboren, meine Zwillingsschwester und mich und ich komme da aus extrem bescheidenen Verhältnissen und für mich war immer klar, ich muss und will mir mit Fleiß und Einsatz die Aufgaben suchen, die gut zu mir passen und wo ich Erfolg haben kann. Also für mich war super früh klar, ich will bessere Rahmenbedingungen schaffen, als meine Eltern hatten. Und gar nicht im Sinne von Vorwurf oder so. Meine Eltern haben mich über alles geliebt und ich die auch. Alles super.

Samir Ayoub [00:11:06]:
Aber ich wollte einfach für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Und deshalb war ich total getriggert auf, wo geht was, wo gehen Chancen. Und als ich dieses MLM-Marketing, also Multi-Level-Marketing-Konzept erklärt bekommen habe über einen Bekannten, war ich sofort begeistert und habe es halt ausprobiert. Und davor habe ich viel gejobbt, in Schreinereien. Ich habe, seitdem ich 12, 13-Jähriger war, gejobbt, Zeitungen ausgetragen, in Schreinereien gearbeitet, jeden freien Schultag in der Schreinerei verbracht, Geld zu verdienen und so. Also ich habe einfach früh angefangen, den Versuch zu unternehmen, mich irgendwie wirtschaftlich gut zu entwickeln.

Dominik Groenen [00:11:41]:
Würdest du sagen, dass das, sag ich mal, bis heute auch so ein Stück weit, also ich sag mal Herkunft und so wie du groß geworden bist, auch so ein bisschen der Treiber ist immer noch?

Samir Ayoub [00:11:53]:
Nein, das ist nicht mehr der Treiber, weil ich hätte nach den ersten Jahren bei Designfunktion auf Profitabilität gehen können, da hätte ich ein super Leben gehabt. Irgendwann hat sich das gewandelt in auch unternehmerische Abenteuerlust und Bedeutung kreieren und die Organisation vergrößern und spannenden Purpose für die Organisation und für alle Kolleginnen in der Organisation und mit den Kolleginnen in der Organisation entwickeln und dafür antreten. Da habe ich mich wahrlich nicht für den leichteren Weg entschieden. Hätte gut sein können, dass ich wirtschaftlich stärker wäre, wenn ich nicht so stark gewachsen bin, weil das Wachstum war dann FK basiert, also Fremdkapital basiert in weiten Teilen und in der Corona Pandemie haben wir sehr viel Geld verloren. Das wäre mit einer kleinen Einheit viel besser abfangbar gewesen als mit der großen Organisation und wäre auch einfacher gewesen, wenn ich die Jahre davor stärker auf Eigenkapitalaufbau gegangen wäre, anstatt alles wieder zu investieren in Entwicklung und Wachstum. Dazu muss man wissen, wir haben uns ja knapp verzehnfacht in zehn Jahren und alles, was ich verdient habe, habe ich eingesetzt in neue Teams, Trainingsprogramme, Marke, Marketing, Standorte, Innenausbau, Betriebs- und Geschäftsausstattung und dieses Unternehmen groß werden zu lassen.

Dominik Groenen [00:13:09]:
Jeder, der jetzt, ich meine, du bist jetzt schon, du hast gesagt, weit über 30 Jahre bist du jetzt irgendwie in dem Geschäft. Knapp 30 Jahre. Knapp 30 Jahre. Wenn du jetzt mal so zurückblickst, was war so für dich in dieser ganze Zeit die größte Herausforderung? Ich meine, wenn du als Unternehmer tätig bist, dann steht man morgens auf und Man hat jeden Tag Herausforderungen und jeden Tag stellen sich einem neue Aufgaben, die man bewältigen muss. An einigen Tagen gelingt einem das besser, an anderen schlechter. Wenn du jetzt mal so zurückguckst, was war für dich so die einschneidendste Situation in der ganzen Reise?

Samir Ayoub [00:13:47]:
Im Sinne von bedrohlich einschneidend oder im Sinne von erfolgs kreierend einschneidend?

Dominik Groenen [00:13:54]:
Lass uns erst mal mit dem mit dem mit der Herausforderung mit diesem bedrohlichen bedrohlich wenn man das so sagen kann starten.

Samir Ayoub [00:14:01]:
Also wir haben manchmal Wachstumsphasen gehabt und dann habe ich auch Unternehmen erworben und so weiter und musste neu vorfinanzieren oder auch bei Großprojekten, so dass obwohl wir erfolgreich auf der Marktseite waren Geld knapp wurde. Und das ist teilweise existenziell oder kann ja sehr schnell existenziell werden. Da habe ich nicht unbedingt jede Nacht durchgeschlafen und das durchgeschlafen und das obwohl auf der Marktseite alles super lief. Also in dieser Bayern Bild Strategie 40 Prozent des Wachstums kamen über Erwerbe. 60 Prozent kamen dann über klassisches organisches Wachstum auf Basis der Struktur und eben der Skalierung des Geschäftsmodells und da hatten wir ganz viel Erfolg, aber trotzdem teilweise echte Engpässe, was reine Finanzierungsthemen betrifft. Und die sind natürlich sehr schnell bedrohlich und ich bin 100% haftender Gesellschafter. Also wenn da irgendwas in die Hose geht, bedeutet das die komplette Existenz inklusive meiner vier Kids und meiner familiären Konstellation. Also da gab es schon echte heiße Situationen und die allerheißeste war dann die Corona Pandemie, weil in der Phase davor hatte ich immer knappe schwarze Ergebnisse, aber war eben bereit ab einer knappen schwarzen Null, also ein bis drei Prozent Umsatzrendite und oberhalb dessen alles neu zu investieren.

Samir Ayoub [00:15:19]:
Und in der Corona-Pandemie haben wir aber über zwei, drei Geschäftsjahre 5 Millionen Euro Eigenkapital verloren. Und das war dann richtig hardcore bedrohlich. Also eigentlich Das Eigenkapital, was ich aufgebaut habe, hat sich in Luft aufgelöst, kann man sagen. Und dann habe ich Anteile verkauft und stille Beteiligte an Bord genommen und so weiter, die Situation zu stärken und zu stabilisieren. Und das war schon extrem einschneidend. Also ich habe als Unternehmer kenne ich wirklich von Himmel hoch jauchzend Gründerpreis München, Bayerns Best 50 vom Wirtschaftsminister Bayerns, Schira verliehen bekommen für die Verzehnfachung, Also ich kenne oder Great Place to Work oder Kununu, beste Arbeitgeber. Ich kenne ganz viel Positives. Ich kenne aber auch die Hardcore Seiten vom Unternehmertum und weiß genau, was es bedeutet, auch manchmal richtig existenziell auch manchmal richtig existenziell an die Kante zu kommen.

Dominik Groenen [00:16:25]:
Wie, woher nimmst du die Kraft und woher, also auf der einen Seite ist das so, du bist fast 30 Jahre in dem Geschäft. Das heißt also, ich würde jetzt einfach mal behaupten, bei mir sind es nicht 30 Jahre, bei mir sind es ein paar Jahre weniger, aber durch die vielen Jahre, ich formuliere es mal so, stumpft man ein bisschen ab. Ich würde jetzt einfach mal behaupten, wenn irgendwie ein Thema auf den Tisch kommt, heute nach so vielen Jahren, dann hat man die innere Ruhe, man hat die Erfahrung und man hat einfach auch den Blick darauf, dass man irgendwie mehr oder weniger jede Situation hinkriegt. Wie gehst du damit oder woher hast du in diesen ganzen Jahren die Kraft genommen und vor allen Dingen auch die Energie, ich sag mal, diese Einschneiderlebnisse, schlaflose Nächte für dich, sag ich mal, zu verarbeiten?

Samir Ayoub [00:17:12]:
Ich liebe, was ich tue. Das ist, glaube ich, sehr viel Kraft schenkend. Ich bin am richtigen Platz oder ich habe den Platz so weiterentwickelt, dass er für mich richtig war. Wir haben uns ja auch, wir haben das Unternehmens oder das einzigartige Wertversprechen des Unternehmens konstant weiterentwickelt. Wir haben es stark transformiert. Ich habe mich stark transformiert und immer weiterentwickelt und unglaublich viel gelernt, unglaublich viel lernen dürfen. Und ich liebe diese Entwicklung. Also ich habe eine Riesenfreude einfach daran, was ich tue und ich habe eine Riesenfreude daran, mit meinen Partnern gemeinsam und mit allen Kolleginnen gemeinsam diese Firma stark zu machen und diese Themenführerrolle für Raum wirkt.

Samir Ayoub [00:17:59]:
So nennen wir das. Unser ganz kurzes Statement, unser Glaubensgrundsatz. Ein bisschen ausführlicher formuliert bedeutet das, dass wir an die Wirkung gut gestalteter Räume glauben und fest überzeugt sind, dass Raum helfen kann, strategische Ziele von Firmen zu erreichen, aber auch die Potenzialentfaltung von Menschen voranzubringen. Und das ist ein so schönes Thema, an das wir glauben, ist so sinnstiftend, diese Geschichte, dass es uns einfach Freude macht, uns unserer Mission hinzugeben. Und unsere Mission heißt eben ganz konkret, wir schaffen gemeinsam wirksamen Raum für Potenzialentfaltung der Menschen begeistert und anzieht. Das ist einfach eine wunderschöne Mission. Bei mir kommt natürlich die unternehmerische Komponente dazu, dass ich es liebe mit anderen Partnern. Ich habe ja zwölf Partner inzwischen in den Standorten.

Samir Ayoub [00:18:47]:
Ich unterstütze andere in die Unternehmerrolle zu kommen, dass ich mit diesem Partnerkreis und mit allen Führungskräften und allen Kolleginnen insgesamt einfach diese Firma entwickeln darf. Und diese unternehmerische Komponente gibt mir auch sehr, sehr viel, gibt mir sehr, sehr viel zurück. Es gibt aber auch, ganz offen gestanden, Themen, die ich mir außerhalb erschließe. Also das Buch, was ich vor einem Jahr veröffentlicht habe, die Keynote-Speakerrolle, für die ich sehr brenne und dieses Thema Autorenrolle, Speakerrolle, inzwischen bin ich auch Beirat in dem einen oder anderen Unternehmen. Also diese anderen Rollen, die ich angenommen habe, machen so ein Fünftel oder ein Sechstel meiner Arbeitszeit aus und bereichern mein Leben auch noch mal brutal stark. Also die geben dann auch noch mal eine Würze rein, dass ich nicht das Gefühl habe, es wird hier irgendwie langweilig. Ganz im Gegenteil, ich lerne immer wieder dazu. Und nachdem ich jetzt mehrere Beiratsrollen habe, will ich auch nächstes Jahr eine qualifizierte Beirats- und Aufsichtsratszusatzausbildung machen, das auch noch stärker professionalisiert umsetzen zu können.

Samir Ayoub [00:19:55]:
Ich nehme die Dinge einfach ernst, die ich tun will und will das auch immer sehr, sehr gut machen. Und da gehört dann Lernen dazu. Und wenn ich lernen darf und Neues ausprobieren darf, dann bin ich glücklich.

Dominik Groenen [00:20:11]:
Und vor allen Dingen haben die Rollen ja wahrscheinlich auch nochmal einen Impact auf das, was ihr mit Designfunktionen macht. Weil, wenn du auch außerhalb der Gruppe oder außerhalb des Kosmos, indem du dich mit deinen Kolleginnen und Partnern befindest, auch nochmal andere Sichtweisen, andere Geschäftsmodelle, Innovationen siehst, ist das natürlich auch nochmal ein guter, sage ich mal, Nährboden, bestimmte Dinge auch nochmal mit in die Gruppe reinzunehmen.

Samir Ayoub [00:20:38]:
Ja, hast du völlig recht und ist auch ein Stück weit danach sortiert. Das ist Inspiration auf Unternehmer-Ebene und Gesellschafter-Ebene, so Beiratsfunktionen. Ist aber auch sich selbst nochmal zu überprüfen, ob man das, was man anderen empfiehlt, denn auch wirklich konsequent nach innen umsetzt. Auf der Ebene der Autoren- und Speaker-Aktivitäten ist es so, dass es fast keinen öffentlichen Auftritt von mir gibt, der nicht danach zu Projektanfragen führt. Also auch unmittelbare Leads für Designfunktionen entstehen dadurch. Also was du ansprichst mit dem Impact für Designfunktionen, hast du völlig recht. Ist aus fast allen meinen Rollen kommt etwas für Designfunktionen dabei raus. Im wahrsten Sinne des Wortes, was ja total schön ist.

Dominik Groenen [00:21:19]:
Wenn wir jetzt mal so... Du hast die Corona-Pandemie angesprochen. Und das, was ihr mit Designfunktion macht, ähm, hat ja letzten Endes den Hintergrund, dass Menschen zusammenkommen. Du hast ja auch gerade betont, es geht darum, Räume zu entwickeln und es geht darum, Potenziale zu entfalten. Jetzt hat Corona natürlich dazu geführt, dass die Menschen gezwungenermaßen gar nicht mehr die Möglichkeit hatten, so zusammen zu kommen, wie sie es davor gewöhnt waren. Was ich beobachte und was ich vor allen Dingen nicht nur in Deutschland beobachte, sondern auch jetzt hier in den USA, weil ich hier schon länger lebe, ist, dass man sich in dieser Zeit natürlich als Arbeitnehmer, als, sag ich mal, Business-Aktiver auch ein Stück weit dran gewöhnt hat. Also an diese Remote-Funktion, an diese Homeoffice-Funktion. Hat das einen Impact gehabt auf das, was ihr tut? Und vor allen Dingen auch ein Impact darauf, dass das, was ihr macht, eigentlich heute noch viel wichtiger ist, wie vor der Pandemie?

Samir Ayoub [00:22:20]:
Ja, also zweimal ja. Es hat einen starken Einfluss. Heute sind wir Berater, eine New Office Strategie für unsere Kunden zu entwickeln. Was meint das? Das sind drei physische Orte. Das Corporate Office, oftmals halbiert und mit neuen Funktionen im Raum. Dann das Thema Home Office, relevant ernst zu nehmen und hoffentlich auch in der guten Qualität und unterstützt durch den Arbeitgeber auszustatten. Und die sogenannten dritten Orte, Third Places, was ihr ja auch mit der Orangerie abdeckt und alle drei physischen Orte, die letztlich Mitarbeitende einer Organisation aufnehmen oder unterbringen, rein örtlich gesprochen, physisch gesprochen, werden verbunden über eine virtuelle Arbeitswelt. Das ist ja nun mal die Welt der Calls, die wir heute erleben und in wenigen Jahren wird es die Welt von Metaverses werden, in verschiedenen Anwendungen, mal von großen Organisationen, vielleicht sogar selbst entwickelt, ansonsten wahrscheinlich überwiegend von großen Anbietern dann genutzt.

Samir Ayoub [00:23:22]:
Und hoffentlich führt das zu immersiverer virtueller Zusammenarbeit, als die reinen Calls heute oftmals haben. Und dieses Handlungsfeld zu beraten, also Raum, New Office Strategie als Handlungsfeld zu beraten und dann das was man an physischen Orten realisieren will im Umfeld unserer Kunden mit guter Konzeption und Innenarchitektur zu begleiten und dann als Einrichter umzusetzen. Das ist unser Hauptgeschäft heutzutage. Also wir sind Themenführer und Marktführer für Büro- und Arbeitswelten oder für New Office Konzepte in Deutschland. Und ein Drittel unseres Umsatzes sind dann andere Projekte wie eine Kinderklinik, ein Kongresszentrum, die BMW-Welt oder für den FC Bayern machen wir ganz viel, also institutionell oder gewerblich genutzte Räume, die auch professionell sein sollen, aber eben kein Büro sind. Da gibt es auch sehr, sehr viele B2B-Projekte, die wir machen, die kein Büro sind und so etwa 10 Prozent unseres Umsatzes sind private Räume. Also vier unserer 18 Standorte machen auch hoch anspruchsvolle und schöne private Einrichtungen mit separaten Teams dafür, Interieurdesigner, die sich aufs Private konzentrieren Und dann haben wir noch zwei Bulldog Stores. Also insgesamt ist ein großer Bogen, den wir so abbilden.

Samir Ayoub [00:24:38]:
Aber zurück zu Büro und Arbeitswelt. Das ist unser Hauptthema. Und deine Frage war ja Was macht die Pandemie? Die hat uns praktisch ganz viel Aufgaben gegeben, diese neuen Büro und Arbeitswelten Konzepte zu entwickeln und die Frage zu stellen, wie viel Büro braucht ihr denn jetzt überhaupt noch, wenn ein Teil eurer Präsenz woanders stattfindet, welche Raumangebote braucht ihr wirklich? Und da haben wir mit Fraunhofer Institut und mit eigenen Experten Erhebungstools und Analyse-Tools entwickelt, die einfach die besten am Markt sind. Das kann man ganz klar so sagen. Und deshalb verstehen wir Ausgangslage oftmals besser als der Kunde selbst und auch als andere Berater und können dann auf Basis dieser Grundlagen, die wir erheben in allen Stakeholder-Ebenen, Top-Management, Führungsebene und allen Mitarbeitenden, das ist ganz oft extrem partizipativ, werden alle eingebunden und dann entstehen einfach sehr starke, klare, gute Innenarchitektur-Konzepte, gute Einrichtungen. So gewinnen wir und das treibt unser Geschäft, das ist sozusagen Wind in unseren Segeln und gibt uns Power, aber der ganz klassische Nachbestellanteil, dass Organisationen Bürodrehstühle nachbestellen, Arbeitsplätze nachbestellen oder andere Raumtypen, der ist massiv eingebrochen und das ist auch unser jetziger Struggle, auch in der jetzigen rezessiven Situation, dass diese, die allgemeine Investitionszurückhaltung, die es absolut gibt und die unser Breitengeschäft deutlich gedämpft hat, mit diesen tollen modernen Konzepten ausgeglichen oder sogar über erfüllt wird und im ersten Halbjahr ist uns nicht gelungen das über zu erfüllen da hängen wir ein bisschen in den Zahlen hinterher und im letzten Jahr oder seit der Seit der Beendigung der Pandemie ist es uns schon gelungen, sind wir 20 Prozent gewachsen auf 125 Millionen Euro in 2022 und 2023. Und jetzt wollen wir diesen Rückgang aus der Rezession kompensieren mit diesem neuen Geschäft und das gelingt uns fast komplett, aber noch nicht vollständig. Also wir strugglen, obwohl wir uns neu erfinden, das Wertversprechen weiter treiben und uns auch selbst stark verändern.

Dominik Groenen [00:26:39]:
Was ich so spannend finde, wenn man sich hier zum Beispiel den amerikanischen Markt anguckt, dann ist es ja so, dass das Thema residential, also sage ich mal, alles was irgendwie mit Mietobjekten zu tun hat, eben auch einen relativ großen Anteil für solche Konzepte hat. Ja, weil wenn ich zum Beispiel jetzt an diesen Komplex denke, wo ich wohne, wo ich mein Apartment habe, da ist es so, dass es hier halt verschiedene Amenities gibt, die in solchen Gebäuden sind. Das eine ist ein Fitnessstudio, was eigentlich immer Standard ist. Das andere ist Parking. Dann hast du irgendwie, du hast einen Bereich für Hunde, wo die Auslauf haben, wo die, sag ich mal, sich aufhalten können. Und du hast aber auch mittlerweile sehr, sehr viele Bereiche, wo die Leute gar nicht mehr das Objekt verlassen, sondern wo die quasi hier Arbeitsplätze haben, wo die Meetingräume haben, wo die Telefonboost und sowas haben. Ist das auch ein Thema, was ihr für euch und für den Markt, sage ich mal, Deutschland, Österreich, Schweiz, Europa auf dem Schirm habt? Also noch eigentlich viel weiter in den privaten Bereich vorzudringen und auch, sage ich mal, auf der Seite eure Konzepte zu integrieren?

Samir Ayoub [00:27:50]:
Ja, absolut. Also wir nennen das bei uns klingt ein bisschen sperrig B2B2C, weil es ist ja dann trotzdem ein gewerblicher Kunde, der ein solches Gesamtkonzept realisiert und am Ende sind es dann natürlich die Nutzer, die eine Privatwohnungssituation mit anderen Annehmlichkeiten kombiniert genießen dürfen. Solche Konzepte entwickeln wir mit. Da gibt es auch spannende Dinge wie zum Beispiel Limelight in München. Da haben wir 120 Wohnungen mit Küchen ausgestattet und dann kommt der Coworking Bereich, die Gemeinschaftsräume, Begegnungsorte, Urban Gardening, da richten wir jetzt wenig ein, aber einfach als Beispiel für, wie viel Raumtypen angeboten werden und Lebensortangebote, so nenne ich das jetzt mal, gemacht werden, dass man eigentlich kaum noch das Quartier verlassen muss, wie du richtigerweise sagst. Da gibt es auch in Deutschland einige Konzepte, die wir teilweise mit unterstützen.

Dominik Groenen [00:28:44]:
Ja, Jetzt ist das eine ja diese Orte. Das andere, was du ja schon mal ein bisschen so hast anklingen lassen, ist das Thema deiner Speaker-Tätigkeit, weil euer komplettes Geschäftsmodell hängt natürlich sehr auch stark davon ab, vom Thema Wissenstransfer. Also wenn auf der anderen Seite Leute, oder ich sag mal einfach Unternehmen sind, Firmen sind, Personen sind, dass die im Grunde genommen ein Stück weit auch verstehen und die Angst davor verlieren. Dieses Thema Remote oder Homeoffice. Wenn du so an die letzten Jahre denkst und man auch vor die Pandemie noch zurückgeht, dann war ja Homeoffice oder Remote auch immer damit verbunden, dass die Firmen irgendwie so ein bisschen Bedenken hatten und Angst hatten, weil sie immer unterschwellig die Angst hatten, dass die Leute nicht die Performance bringen, die sie im Grunde genommen bringen, wenn sie im Office sind. Was meiner Meinung nach totaler Schwachsinn ist, weil nur weil ich im Office sitze, heißt es ja nicht, dass ich produktiv bin. Und das heißt nicht, dass ich im Grunde genommen halt eine höhere Leistung bringe oder die Leistung bringe, die halt abgefragt wird. Ganz im Gegenteil, also wenn ich mich betrachte, dann führen diese unterschiedlichen Orte, an denen ich arbeite, dazu, dass ich eine höhere Arbeitsleistung habe und eine höhere Performance und mehr Kreativität, neue Einflüsse kommen auf einen zu.

Dominik Groenen [00:30:01]:
Ist das auch ein Thema, was ihr, also Aufklärung, Wissenstransfer, was ihr euch stark auf die Fahne schreibt?

Samir Ayoub [00:30:08]:
B2 Ja, absolut. Also die Themen, die du gerade angesprochen hast, sind genau die, die wir vermitteln. Das kann ich selbst als Speaker sein oder auch die 40 Thesen in meinem Buch Machs Menschlich, was Arbeitgeber attraktiv macht, adressieren ja fünf Kapitel. Da ist New Leadership dabei, natürlich das Kapitel Raum, das erwartet man von mir, aber auch das Kapitel Transformation und so weiter. Also Wissens- und Know-how- Transfer ist ein Handlungsfeld bei uns. Wir machen ja auch Studien. Ich habe vorhin schon mal Fraunhofer IAO erwähnt. Das ist das Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.

Samir Ayoub [00:30:41]:
Da haben wir auch regelmäßig Studien beauftragt und teilen dann dieses Wissen mit dem Markt und mit unseren Kunden. Und wir gehen sehr stark inzwischen auch über erfolgreiche Case Studies. Also wenn unsere Kunden tolle Projekte machen, arbeiten wir die auf und kommunizieren die. Auf unserer Website findet man inzwischen über 100 aufbereitete fotografierte Projekte, wo man sich inspirieren lassen kann. Also da machen wir sehr, sehr viel. Know-how-Transfer ist ein gutes Stichwort. Dazu gehört natürlich eine gewisse Beratungsbereitschaft. Wenn wir die KPMG-Studie uns anhören, die wirst du wahrscheinlich kennen, wo viele der deutschen CEOs gesagt haben, wir wollen wieder die 100% Pflicht im Büro und alle sollen zurückkehren.

Samir Ayoub [00:31:24]:
Ziemlich zeitgleich ist eine Befragung bei den Wissensarbeitern auf der Nutzerseite auch erfolgt und da kam diametral das entgegengesetzte Ergebnis raus. Und da kann ich nur sagen, wer das jetzt irgendwie nicht wahrnimmt, der verliert einfach seine guten Leute. Es geht Arbeitgeberattraktivität. Wir haben einen klaren Fachkräftemangel im deutschsprachigen Raum. Da kenne ich mich besser aus. USA und so kenne ich keine Zahlen. Aber im deutschsprachigen Raum haben wir von 55 Millionen Erwerbstätigen, Deutschland, Österreich, Schweiz, sind 30 Millionen Wissensarbeitende, also die, die in Büro- und Arbeitswelten tätig sind und wo man Mobile Work in Teilen oder sehr gut leben kann. Und von diesen 30 Millionen sagen ganz klar die meisten, wir wollen eine mobile Arbeitsweltstruktur und wollen in Teilen remote arbeiten können.

Samir Ayoub [00:32:13]:
Niemals meinen die Leute 100 Prozent oder nur ganz wenige von denen. Es geht gute Mischkonzepte und wer sich dagegen sperrt, der verliert einfach die guten Leute, weil von diesen 30 Millionen, die wir haben, gehen in den nächsten Jahren drei bis vier Millionen in Rente, weil ja die geburtenstarken Jahrgänge jetzt alle in Ruhestand gehen dürfen und dann wird es noch heißerer Tanz die guten Leute und wenn die CEOs, die da in der KPMG Studie zitiert worden sind, nicht einlenken, haben die das nachsehen. So einfach ist das und das wird auch nicht durch KI mal ebenso kompensiert werden Und selbst wenn KI vieles für uns erledigt, dann erwartet man ja von den Menschen, die da sind, andere wertvolle Wertschöpfungsbeiträge. Und wer die besten haben will, der sollte sich da ein bisschen auf seine Mitarbeitenden oder auf das, was Mitarbeiter sich wünschen, einlassen?

Dominik Groenen [00:33:06]:
Komplett. Und vor allen Dingen für mich ist es auch irgendwie, wenn man solche Zahlen hört, ist es irgendwie auch sehr veraltertes Denken. Also, wenn man sich heute einfach anguckt, wie viele Berufe gibt es, wo Menschen, ja, sag ich mal, tätig sind, die das gar nicht haben, diesen Ort, ja, die einfach gewöhnt sind, remote zu arbeiten, unterwegs zu sein, ja, die sind eben mobil ausgestattet mit Laptop, mit allem drum und dran, was es benötigt. Und es gibt ja so viele Orte. Ich meine, wir sind ja selber in einem Bereich mit der Orangerie. Aber auch, wenn ich mir heute Hotels angucke, wenn ich mir verschiedene gastronomische Konzepte angucke, Dann sind die ja genau darauf abgestellt, dass eben Menschen auch die Möglichkeit haben, dort, jetzt nicht unbedingt ein vertrauliches Gespräch, das mein ich jetzt nicht, ja? Aber zumindest einfach zu arbeiten und produktiv zu sein. Und für mich ist es immer so, dass diese Orte auch, sag ich mal, so was wie ein Flughafen, eine Lounge, ja, oder ein Hotel, eine Lobby oder bestimmte Bereiche, ich beobachte das im Moment auch sehr stark im Fitnessstudio-Bereich, dass die sich auch sehr stark damit beschäftigen, eben auch solche Orte zu schaffen, eine krasse Inspiration einfach haben. Ja? Also es macht total Sinn, meiner Meinung nach, dass sich Player wie McFitt, wie John Reed und wie andere auch mit den Themen beschäftigen, weil sie einfach die Member an einem Punkt abholen, wo sie sagen, wenn sie beim Training sind, davor und danach dann eben auch zu arbeiten und auch nochmal sich ganz anders in Position zu bringen.

Dominik Groenen [00:34:38]:
Ja, also wir reden gar nicht mehr nur über Büroräume, sondern wir reden auch über viele Bereiche des Lebens, wie Sport oder wie Gastronomie oder was auch immer, wo es meiner Meinung nach ein riesen Potenzial einfach gibt.

Samir Ayoub [00:34:49]:
Absolut, absolut. Ich glaube, man muss auch den CEOs da helfen, das umzudeuten. Warum sagen die das? Warum wünschen die sich die Leute so stark zurück? Die wollen, dass das Wir- und Teamgefühl der Organisationen gestärkt wird, weil sie wissen, dass nur stark verbundene Teams erstklassige Leistung erbringen. Das ist total legitim dieser Wunsch. Und da muss man diesen Wunsch umdeuten und muss sagen, ja lasst uns darüber nachdenken, wie eure Orte, also eure Büros zu Mitarbeitermagneten werden, wo man einfach gerne hinkommt und dann haben wir eine etwas höhere Präsenz und lasst uns darüber reden, wie Community Manager und oder Führungskräfte dafür sorgen, bewusst zu gestalten, aber nicht im Topmanagement, sondern natürlich in den direkten Teamleiterebenen ganz nah an den leistungserbringenden Teams. Wann sehen wir uns in Präsenz, wann nicht, wann ist es jedem freigestellt, wie pflegen wir unsere Gemeinschaft, wie lernen wir uns besser kennen, wie sind und bleiben wir ein starkes Team Und das ist natürlich ein verfolgungswerter Wunsch. Den verstehe ich hinter dieser Aussage. Und nur die Äußerungen sind ein bisschen wie Hilferufe zu verstehen.

Samir Ayoub [00:35:55]:
Aber es geht natürlich und es geht auch gut. Und der zweite Aspekt ist klar, wir wissen Kollaboration, also gemeinsames Arbeiten an Aufgabenstellung, gemeinsam für Ziele einstehen, das gelingt einfach, zumindest wenn es ko-kreativ sein soll, besser in Präsenzkultur als virtuell. Virtuell gelingt reiner Informationsaustausch sehr gut. Ich kenne natürlich die ganzen Tools, die auch ko-kreative virtuelle Zusammenarbeit fördern. Die sind mir alle bekannt. Die haben wir auch selber in Workshops schon eingesetzt. Da fehlen aber immer ein paar Prozent zu der Performance, die man hat, wenn man wirklich beieinander ist, was die Verbundenheit betrifft und manchmal auch ganz konkret das Arbeitsergebnis. Deshalb verstehe ich den Wunsch nach mehr Präsenz.

Samir Ayoub [00:36:38]:
Aber es gibt eben nicht die 0 oder 100 Lösungen. Die sind alle falsch. Die guten kombinierten Lösungen zu entwickeln, durchzuhalten, weiterzutreiben, weiterzuentwickeln, darauf kommt es an. Und das muss man diesen CEOs vermitteln. Ich verstehe deren Ansinnen, aber man muss es einfach übersetzen in sinnvolle Konstruktionen.

Dominik Groenen [00:37:00]:
Und vor allen Dingen, ich glaube jetzt, jetzt mache ich es mal mit Absicht ein bisschen provokativ, ich glaube es hat natürlich auch sehr viel mit Kontrollverlust zu tun. In dem Moment, wo die Mitarbeiter einfach nicht jeden Morgen die Tür reinkommen und in ihren Büro, so machen wir uns nichts vor, Nur weil die Mitarbeiter in einem Büro sitzen oder auf einer Fläche, heißt das ja nicht, dass es Verbundenheit gibt, dass es Kommunikation gibt, dass es Austausch gibt. Ja, also wie viele kommen morgens rein, kommen ins Gebäude rein, sitzen den ganzen Tag in ihrem Büro und gehen abends wieder nach Hause und haben auch nicht unbedingt Kontakt zu anderen Kollegen. Ja, also so. Deswegen glaube ich, hat es auch sehr, sehr viel mit eben Kontrollverlust zu tun. Und ich glaube, das muss man ein Stück weit eben auch abbauen und diese Angst abbauen. Ich glaube, das ist halt auch nochmal ein Riesenpunkt.

Samir Ayoub [00:37:49]:
Ja, hast du völlig recht. Da muss Führung neu interpretiert werden. Das ist natürlich weniger das Thema von den CEOs in DAX oder MDAX Umfeldern, die haben ja noch nie das ganze Team irgendwie direkt kontrolliert oder führen können. Das ist natürlich eher das Problem der mittleren Führungsebene, die oftmals Führungskräfte geworden sind, weil sie fachlich etwas am besten können und jetzt merken, sie müssen eigentlich People Manager sein, Förderer sein, aber auch Community, also Team Building. Wir gefühlst stärken Community Manager im wahrsten Sinne des Wortes sein. Also es kommt mehr darauf an, den Einzelnen zu erkennen, wo er steht, wirklich wahrzunehmen in seinem Entwicklungsstand und dann wie ein guter Trainer, die einem anvertrauten Menschen ab diesem Startpunkt weiterentwickeln. Das ist eine total unterschätzte Führungsaufgabe, die es in den nächsten Jahren natürlich gehen muss. Und dann neben diesem Blick auf das Individuum den Blick auf ein starkes Team.

Samir Ayoub [00:38:43]:
Nur mit starken Teams wird man erstklassige Ergebnisse erzielen. Team Qualitäten erkennen, Team bauen, Team Resilienz aufbauen, die richtige Zusammensetzung von Menschen. Und früher wurdest du einfach Chef, weil du etwas fachlich gut konntest Und von diesen beiden gerade erwähnten positiven Punkten war da oftmals wenig da. Und da ist einfach auch viel Handlungsbedarf. Das Mindset der Führungskräfte zu entwickeln, aber eben auch die Fähigkeiten der Führungskräfte zu entwickeln oder eben die Menschen auszusuchen, die das können und nicht einfach nur fachlich gut sind.

Dominik Groenen [00:39:20]:
Ja, absolut. Wenn du jetzt mal so ein Stück weit so an Designfunktionen denkst und auch, sage ich mal, so an die Herausforderungen, die ihr habt. Ihr habt ja ähnliche Themen. Wie geht ihr damit Habt ihr da auch... Also, ich meine, ihr kommt jetzt aus dem Bereich. Das heißt, man würde jetzt ja annehmen, genau so setzt ihr diese ganzen Dinge Ist das auch so, dass diese ganzen Dinge so funktionieren? Oder merkt ihr auch, dass es Herausforderungen gibt? Also gerade jetzt so das Thema, Kolleginnen und Kollegen in die Offices wiederzubringen, Homeoffice. Welche Erfahrungen oder welchen Blick habt ihr jetzt so nach, sag ich mal, knapp drei Jahren oder vier Jahren darauf?

Samir Ayoub [00:40:08]:
Ja, also wir haben ganz klar den Blick darauf, dass es eine Mixtur ist und auch bleiben wird. Und wir gucken aber mehr in die Details. Also ich nenne mal ein Beispiel. Wenn jemand eine Person neu einstellen darf und onboarden darf, dann wollen wir, dass in der Zeit die Präsenz deutlich höher geschraubt wird. Weil es einfacher ist, im in Zuruf Mentalität über den Tisch oder wenn man gemeinsam im Raum ist, zu jeder Kleinigkeit schnell was zu sagen und Menschen lernen einfach, weil sie im Raum sind, andere über Vorgänge reden, hören Dinge mitbekommen. Das ist ja alles Lernen. Und wenn du im Homeoffice bist und für jede Kleinigkeit, die du erfahren willst, als Neuer, der irgendwo startet, ein Call einstellen musst und da ist ja direkt eine Schwelle da, über die man muss für Kleinigkeiten zu fragen. Und dass jeder, der in der Corona-Pandemiezeit Menschen einarbeiten musste, kennt dieses wirklich super große Problem.

Samir Ayoub [00:41:11]:
Wie schaffst du es, Menschen kulturell, aber auch inhaltlich in die Themen und in eine Firma einfach in ein, ist ja auch ein soziales Gebilde, eine Firma einzuführen. Es ist wirklich schwierig also sagen wir on boarding phasen mehr präsenz zum beispiel ist so ein learning und wir haben vom sozusagen vom top management wenn man das so nennen darf, also von unserem Beschäftigungskreis, haben wir gesagt, zwischen einem Tag Mobile Work, egal ob dritte Platz oder Home Office, und vieren ist es eine Abstimmung mit dem jeweiligen Team und alles ist erlaubt, aber wir wollen mindestens einen Tag Präsenz pro Woche im Schnitt im Unternehmen, damit auch eine Bindung auf jeden Fall erhalten bleibt. Und diese Rahmen haben wir vorgegeben. Da gibt es eine Mobile Work Policy Add Design Funktion, Die hat so ein paar Seiten, die sagt auch was zum Thema Workation und wo geht es und wo nicht und wie viele Tage. Da gibt es auch berufsgenossenschaftliche Dinge und versicherungstechnische Sachen, auf die man achtgeben muss, gesetzgeberische Sachen. Das haben wir alles einmal runter dekliniert und haben gesagt, hier ist der Rahmen und innerhalb dieses Rahmens bewegt ihr euch mit euren dezentralen direkten Führungskräften und entscheidet die Dinge im Team und müsst einfach sicherstellen, dass ihr betriebliches Funktionieren im Griff habt und dann ist es euer Spiel.

Dominik Groenen [00:42:36]:
Jetzt hast du vorhin auch gesagt, ihr geht auch sehr stark in die Betrachtung rein, was benötigen die Firmen eigentlich heute noch? Also an Fläche, also ich spreche jetzt nochmal über die Fläche. Wenn man das jetzt so beobachtet, dann stellt man ja schon fest, wenn man sich Bürogebäude anguckt, Etagen anguckt, wenn man teilweise auch mal in Firmen ist, dass es halt schon sehr viel Leerstand gibt und dass es schon sehr viel ungenutzte Räume gibt. Wie siehst du das und wie schätzt du das ein so für die Zukunft? Weil es gibt ja zwei, sag ich mal, Entwicklungen, die man so ein Stück weit betrachtet. Einmal die ganz klare Überlegung, aus solchen Flächen Wohnraum zu gestalten, also privater Natur, ja, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Und die andere Überlegung ist dann hinzugehen und zu sagen, okay, ich nutze die in einem kreativen oder in einem, sag ich mal, Coworking oder Kollaborationsumfang einfach, ja, oder, sag ich mal, in so einem Bereich. Welchen Blick habt ihr da drauf? Wie siehst du das?

Samir Ayoub [00:43:40]:
Nach einem Interview mit dem Spiegel ist mal die Titelzeile entstanden, miete die Hälfte und machst doppelt so geil. Das hat der Spiegelredakteur, die Redakteurin, die Journalistin aus einem Interview mit mir abgeleitet. Und da ist auch viel Wahres dran. Also lieber wirklich krass runter mit der Gesamtfläche und die, die man hat, in eine hohe Attraktivität bringen mit wirklich magnetischer Kraft und mit allen Raumangeboten, die man braucht, die vor allem in Richtung Socializing sich vernetzen gehen, in Richtung Kollaboration gehen und natürlich trotzdem auch nach wie vor Fokus, Arbeitsort, Rückzug und so weiter anbieten. Also alle Arbeitsortangebote, die man braucht, allerdings mit einer neuen Mixtur. Diese 50% Flächenreduktion gehen natürlich nur ab einer gewissen Größe der Organisation, weil wenn du eine kleine Firma hast und das 200 Quadratmeter, dann tauschst du eher. Dann nimmst du ein paar Standardarbeitsplätze weg und bringst dieses Working Café rein und bringst einen Raum für agile Workshopkultur rein und dann kannst du eigentlich keine Fläche sparen, sondern du hast erstmal nur die Flächentypen getauscht. Also dieses echte Sparen geht erst ab bestimmten kritischen Größen und je größer, je mehr kann man sparen.

Samir Ayoub [00:44:53]:
Deshalb ist dieser Miete die Hälfte machst doppelt so geil Satz natürlich sehr kernig, geht aber erst ab bestimmten Größenordnungen. Jetzt gesamtwirtschaftlich will ich es auch sehr gern beantworten, deine Frage, weil ich mich auch intensiv mit dem Thema befasse. Man geht davon aus und da schließe ich mich absolut an, dass der Gesamtbedarf der Office-Fläche im deutschsprachigen Raum 10 bis 15 Prozent niedriger sein wird. Und die Übersetzungszeit einfach ein paar Jahre braucht, weil man ja länger laufende Mietverträge hat, bis man dann wieder bedarfsgerecht anpassen kann, abmieten kann, Standortwechsel machen kann, müsste ja der Mietvertrag ausgelaufen sein. Und diese Übersetzung des niedrigeren Bedarfs ist ja in vollem Gange und ist noch nicht vollständig umgesetzt. Und das wird zu 10, 12, 15 Prozent weniger Flächenbedarf. Über alles wird das Thema Mobile Work führen. Da gibt es auch eine Studie, die das sehr gut ausgerechnet hat.

Samir Ayoub [00:45:59]:
Die ist von Colliers als Immobilien Profifirma gemeinsam mit dem Deutschen IFO-Institut, die die Homeoffice-Quoten erhoben haben und Colliers die ganzen Immobiliendaten, haben die das für die sieben Metropolregionen in Deutschland übereinander gelegt und kommen auf minus 12 Prozent. Es gibt eine sehr starke Indikation, die das unterstreicht. Es gibt auch inzwischen erfasst die Untervermietungsquote, die ist hochgerechnet worden und die hat sich vervierfacht von zwei Prozent der Gesamtfläche, die untervermietet ist, auf acht Prozent. Das heißt, wenn man einen langlaufenden Mietvertrag hatte, hat man den Bedarf schon mal angepasst über eine Untervermietung. Und die Untervermietung hat sich eben vervierfacht in den letzten Jahren. Das spricht ja Bände, dass wenn man einen langen Mietvertrag hatte, hier schon die Anpassung halt über den Untermietweg gefunden hat. Also das wird kommen und das rollt auf uns zu. Und deshalb ist auch nicht verwunderlich, dass, naja, wie soll ich sagen, die Investmentbereitschaft in Office-Immobilien rückläufig ist, auch von Anlegern und institutionellen Anlegern.

Samir Ayoub [00:47:08]:
Das hat aber noch weitere Gründe, wie Kostenerhöhungen im Bau, wie Vervierfachung der Zinsen im Peak und so weiter, was ja auch zu vielen Insolvenzen in der Projektentwicklungswelt und Immobilienwirtschaft geführt hat. Ich weiß nicht, wie das in den USA ist, aber hier in Deutschland gehen ja reihenweise Projektentwicklungsfirmen insolvent oder sind schon insolvent gegangen und das sind viele durchaus sehr klingende Namen. Und das ist natürlich alles sehr schade, aber es passiert und das führt wiederum dazu, dass ganz wenige Bauanträge gestellt worden sind. Die sind ja zwei Drittel zurückgegangen und das wieder mit ein paar Jahren Zeitverzug werden sehr viel weniger Gebäude fertig. Also da kommt gerade eine sehr spannende Gemengelage zusammen und weniger Marktangebot heißt dann wahrscheinlich auch Preisanstieg, wobei die Leerstandsquoten im Moment ja auch höher sind als in den besten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es ist im Moment so in Deutschland 7% Leerstand im Office-Bereich.

Dominik Groenen [00:48:06]:
Du hast vorhin gesagt, ihr seid damit umgegangen, indem du, also erstmal gab es bei euch eben sehr krassen, also ein Abschmelzen des Eigenkapitals in dieser Zeit, Corona und du hast dann strategisch, bist du hingegangen und hast gesagt, okay, du verkaufst Geschäftsanteile, du nimmst Investoren an Bord, du gehst stille Beteiligung ein. Gab es auch logischerweise konkret diese Angst bei dir, dass ihr das als Designfunktion nicht schafft oder dass ihr euch so weit runterfahren müsst, dass ihr, sage ich mal, nicht mehr das Geschäftsmodell so weiter vorantreiben könnt, wie ihr es bis jetzt gemacht habt durch Corona?

Samir Ayoub [00:48:44]:
Also ich habe immer an unser Geschäftsmodell geglaubt, aber ich habe auch phasenweise natürlich gesehen, dass es möglicherweise viel kleiner werden muss, je nachdem wie sich entwickelt. Jetzt haben wir es ja nicht verkleinert, also wir verkleinern einzelne Standorte. Wir haben während der Pandemie zwei in den Start gebrachte Standorte wieder gestoppt. Das war Bremen und Düsseldorf. Wir hatten schon Leute eingestellt, wir hatten schon Mietverträge unterschrieben, was uns dann über die längere laufzeit auch mehrere hunderttausend euro gekostet hat allein diese beiden themen also klar war dass es dann nachdem ersichtlich war es dauert immer länger am anfang haben wir alle gesagt es braucht noch ein paar wochen da geht es weiter Und wir haben keine Kündigung ausgesprochen. Wir haben gesagt, wir haben ja, liebe Mitarbeitende, euch nicht über zehn Jahre mühsam gefunden und zusammengestellt und entwickelt, euch jetzt zu entlassen. Also haben wir ganz lange festgehalten an allen und erst als wir gemerkt haben, irgendwie jetzt geht es einfach nicht mehr, haben wir angefangen etwas zu stutzen. Aber auch keinen Kahlschlag gemacht, sondern etwa zehn Prozent der Mitarbeitenden in Frage gestellt, zwei, drei Standorte gestoppt.

Samir Ayoub [00:49:50]:
Und jetzt wissen wir aber, weil ja wieder, wieder und wieder rezessive Rahmenbedingungen kommen, also ich nenne es gerne inzwischen wuka plus oder andere nennen es barney diese ewig volatilen zeiten brauchen einfach eine andere resilienz Und als Unternehmer will man da am liebsten mit weniger Fixkosten unterwegs sein, damit man leichter reagieren kann. Und die Fixkosten wollen wir etwas reduzieren. Also wir machen die Standorte inzwischen ein bisschen kleiner als früher. Wir versuchen Produktivität zu erhöhen durch Digitalisierung verschiedener Prozesse und die Einführung neuer Systeme. Also wir versuchen so mittelfristig drei, vier, fünf Jahresprogramm immer wenn Mietvertrag ausläuft, eher weniger anzumieten. Immer wenn wir die Chance sehen, kann uns Automatisierung, Digitalisierung helfen Produktivität zu steigern, lieber das zu machen als noch mehr menschen einzustellen also da investieren wir in schlankere strukturen die weniger fixkosten haben und produktivität erhöhen es sei denn wir gehen in neuen standort also in eine neue region werden wir nach wie vor ein paar weiße Flecken, wo wir hin wollen. Dann gehen wir natürlich da hin und erhöhen Fixkosten, aber dann eben mit einer schlanken Struktur dort.

Dominik Groenen [00:50:57]:
Wenn du, wenn du jetzt mal so an deine Reise denkst, die du bis heute zurückgelegt hast, Gibt es einen Punkt, wo du sagst, den hättest du rückblickend gerne anders gemacht? Oder den wärst du anders angegangen, wenn du heute noch mal Also, sagen wir mal, der Sami, der jetzt noch mal zurückgeht, 30 Jahre, 25 Jahre, ja. Gibt es Punkte, wo du sagst, die haben dich logischerweise dahin gebracht, wo du heute bist, aber die wärst du, Rückblick, lieber anders angegangen?

Samir Ayoub [00:51:31]:
Ja, absolut. Also ich bin ein zufriedener Mensch und ich ruhe in mir, aber natürlich weiß man es hinterher immer besser. Deshalb hätte ich natürlich einiges anders gemacht.

Dominik Groenen [00:51:42]:
Woher kommt die Ruhe, Samir, wenn Du sagst, woher kommt die Ruhe in dir?

Samir Ayoub [00:51:47]:
Die kommt daher, weil ich mich am richtigen Platz fühle. Also ich habe es wirklich. Ich gebe es mir ordentlich. Ich challenge mich richtig, aber ich bin trotzdem safe in dem, was ich mache, weil ich einfach eine riesen Freude daran habe. Ich will halt aus meinem Potenzial das Beste machen und aus meinem Potenzial viel rausholen, was mir sozusagen geschenkt worden ist und was ich entwickeln darf, während ich lebe. Und daraus will ich einfach das Beste machen. Und ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg. Aber Ich hätte auch Dinge anders gemacht jetzt in der Rückbetrachtung.

Samir Ayoub [00:52:18]:
Ich nenne ein paar. Ich hätte eine bessere Ausbildung genießen wollen. Ich bin Hauptschüler nach der 10. Klasse abgegangen, habe keine wahnsinnig gute Ausbildung, habe nie studiert. Ich habe dann danach immer seminaristisch gelernt, was ich für meine Aufgaben brauchte oder starke Berater geholt. Aber so eine dem Grunde nach bessere Ausbildung, vielleicht mit Auslandszeiten und so, was ich heute alles meinen Kindern gerne ermögliche, hätte ich auch gerne gehabt. Und in der Nachbetrachtung, wenn ich es ändern könnte, ich würde es beim nächsten Mal so machen. Auch bei der Berufswahl, es könnte gut sein, dass ich Architekt werden würde, wenn ich mich neu entscheiden könnte.

Samir Ayoub [00:52:56]:
Ich liebe Architektur, Innenarchitektur. Ich liebe da etwas Bleibendes zu schaffen und zu große Projekte und am liebsten dann auch mit starker Ikonenkraft, also iconic pieces in der Architecture Welt zu realisieren, wäre auch für mich eine wahnsinnige Sinnstiftenaufgabe. Also dann wäre ich vielleicht Architekt geworden. Und jetzt bezogen auf meine Unternehmerrolle, das habe ich ja vorhin schon mal kurz anklingen lassen. Ich habe ja innerhalb von zehn Jahren verzehnfacht und habe alles, also bis auf eine einzige Ausschüttung für einen privaten Bau, dann mal für ein Einfamilienhaus, habe ich alles an Geld, was ich erwirtschaftet habe, immer drin gelassen und voll reinvestiert. Und das hätte ich mit Blick auf Corona nicht machen dürfen. Ich hätte eine höhere Profitabilität fahren müssen, mehr Eigenkapital aufbauen sollen, mehr Speck an den Knochen bringen sollen, wie man so schön sagt, für Rückschläge gerüsteter zu sein oder vielleicht auch schon etwas auf die private Seite zu nehmen, was ich lange lange nicht gemacht habe und was dann in der Corona-Pandemie auch gar nicht mehr ging und mit der vollen Existenz hänge ich drin. Also auch hier als Unternehmer hätte ich eine rückblickend eine andere Eigenkapital- und Gewinnverwendungspolitik fahren sollen.

Samir Ayoub [00:54:15]:
Also ja, es gibt vieles, was ich gelernt habe und was ich heute anders machen würde, absolut. Also ich könnte dir ganz viele Beispiele nennen.

Dominik Groenen [00:54:24]:
Ich glaube, die Schwierigkeit, Sami, ist ja, wenn du, und ich meine, das merkt man bitte ja auch, Du lebst ja das, was du tust. So, du lebst das und du liebst das. So. Und ich glaube, die Schwierigkeit ist immer, wenn das der Fall ist und es Situationen gibt, die jetzt bestimmten Einsatz erfordern, die bestimmte Dinge, sei es jetzt auch, ja, zu sagen, Ich nehme keine Ausschüttung raus und ich lasse alles drin. Ich sage jetzt einfach mal so bildhaft, das letzte Hemd. Ja, also wenn man dir so zuhört und ich glaube, das geht ja vielen Unternehmern oder den meisten eben so, die sagen, okay, ich gebe mein letztes Hemd, ich tue alles für das, was ich da aufgebaut habe, weil es eine sehr starke emotionale Bindung gibt. Und immer wenn das der Fall ist, dann glaube ich, ist das halt auch ein Punkt, wo man nicht einfach rauskommt. Also du kannst da nicht einfach sagen, ja gut, dann mache ich jetzt mal irgendwie ein bisschen weniger oder dann nehme ich mir vielleicht jetzt mal eine Ausschüttung raus oder dies oder das, sondern man will ja im Grunde genommen, und das ist ja auch das, an dem man arbeitet, nämlich der Wert, ja, also der Wert des Unternehmens so und der Wert, den man da schafft, ja.

Dominik Groenen [00:55:33]:
Also auch wenn einer uns fragt und sagt, ja okay, was ist denn das, worauf ihr hinarbeitet? Ja, das ist dann letzten Endes eben dieses Value der Company, in der Hoffnung oder in der, sag ich mal Perspektive auch, dass man sagt, man schafft so viel, dass man entweder aus der Profitabilität irgendwann gut leben kann und sagt, okay, man hat da was aufgebaut, von dem man eben dann über Jahre auch zehren kann, beziehungsweise irgendwann man vielleicht auch hingeht und sagt, okay, es ist eine so hohe Attraktivität, dass es dann vielleicht auch in irgendeiner Art und Weise eine andere Konstellation gibt in Form von einem Joint-Venture, einem Kauf, einer Übernahme oder was auch immer, was dann ja auch zu einem Szenario führt, wo man dann eben, sag ich mal, ein Cash-Out-Szenario hat. Aber ich glaube, das ist immer für jeden Unternehmer so ein Thema, wo man dann einfach so emotional daran gebunden ist. Das ist wie ein Baby, also wie ein Kind. So wenn ich meine Tochter, meine Tochter ist sieben, so die liebe ich über alles und das ist halt eine sehr, sehr, sehr enge Bindung. Aber genauso ist es die Bindung zu der Company oder zu dem, was man aufgebaut hat. Also das ist natürlich was anderes. Also ich will das nicht gleichsetzen, aber es ist einfach schon so, Man hat das mit seinen Händen, mit viel Schweiß, mit viel Arbeit, mit vielen schlaflosen Nächten aufgebaut. Und ich kann mich noch an die erste Firma erinnern, die wir damals gegründet haben.

Dominik Groenen [00:56:56]:
Wir haben Tag und Nacht da verbracht. Wir haben Tag und Nacht verbracht, wir haben da alles gemacht und es war irgendwie so, es war der Mittelpunkt des Lebens zu diesem Zeitpunkt, das hat sich heute ein bisschen verändert, weil man auch einen gewissen Abstand einfach zu den Dingen hat. Deswegen würde ich nicht mehr sagen, dass es jetzt der Mittelpunkt ist, aber es nimmt halt einen hohen Stellenwert ein. Und das ist eben ein sehr wichtiger Anteil neben vielen anderen, neben Familie und Beziehungen und persönliche Entwicklung und sowas. Aber ich glaube, das geht vielen Unternehmern so.

Samir Ayoub [00:57:32]:
Ja, absolut. Ja, ehrlicherweise wäre so ein Regulativ, ein bisschen mehr auf Wert und Werte beieinander halten, gar nicht so falsch gewesen in meinem Fall, in dieser sehr heißen Phase, wo ich zwar sehr gut verdient habe, aber auch alles wieder ausgegeben habe.

Dominik Groenen [00:57:55]:
Du hast gesagt, du hast vier Kinder. Wie viel Kraft und wie viel ist der Erfolg oder so, wie du dich entwickelt hast als Unternehmer, als Mensch, auch der, sag ich mal, familiären Situation geschuldet? Weil du hast gesagt, du bist mit dir im Reinen, du bist am richtigen Platz Und der Platz bedeutet ja nicht nur die Firma und nicht nur Designfunktion, sondern generell der Platz im Leben. Und da spielen ja viele Dinge eine Rolle. Würdest du auch sagen, dass das halt einen großen Impact hat auf den Erfolg als Unternehmer und auch als Person, Speaker, Autor, damit du überhaupt diese Basis hast, dich so zu verwirklichen?

Samir Ayoub [00:58:38]:
Ja, absolut. Also eine Basis zu haben, aus der man Kraft schöpfen kann, ist ja total wichtig. Allerdings ist auch die bei mir einer starken Änderung unterlegen gewesen in den letzten anderthalb, zwei Jahren. Also alle vier Kinder sind von einer Frau, mit der ich über 20 Jahre verheiratet war. Aber das ging Ende 2022 zu Ende, sodass sich mein Leben auch im privaten Umfeld sozusagen neu geordnet hat und auch mal ein Jahr fast Sendepause mit den Kindern war, weil das einfach für alle extrem schwierig war und so. Also auch da hat sich ganz viel verändert. Also diese 20 Jahre war das sehr stark der sichere Familienhafen und das Entwickeln der Kids und das Aufziehen der Kids. Und da haben wir eine ziemlich klassische Rollenteilung gelebt.

Samir Ayoub [00:59:31]:
Wobei ich immer für meine Kinder da war und auch da sein will. Und die sind auch inzwischen ziemlich groß, 15, 17, 19 und 21. Und dann gab es eben diese Trennungssituation. Und die 17-Jährige lebt bei mir, die anderen drei bei meiner Ex-Frau. Und das hat sich alles schon ein bisschen eingeschwungen, aber auch da gab es Veränderungen.

Dominik Groenen [00:59:51]:
Absolut. Wie, wenn du das jetzt so ansprichst, wie, ich hatte vorhin schon mal die Frage gestellt, aber würde gerne nochmal eine, eine bisschen tiefer. Wo nimmst du diese Kraft her? Also Unternehmer verstanden, ja, du bist am richtigen Ort, Designfunktion, du hast deine Kollegen, aber wenn du jetzt auch das Private, woher nimmst du die Kraft? Gibt es Sport? Gibt es andere Dinge, die du nimmst als Ausgleich? Weil, ich sag mal, auch wenn du von morgens bis abends für das brennst, was du tust, dann ist ja einfach auch wichtig, also so hab ich das zumindest für mich festgestellt, dass man irgendwie ein Ventil hat und irgendwie einen Bereich hat, der einem einen Ausgleich einfach gibt. Gibt es das bei dir?

Samir Ayoub [01:00:39]:
Ja, es gibt Orte, die mir viel Kraft schenken. Das sind vor allem die Berge und da gibt es auch Orte, die ich immer wieder aufsuche. Also ich mache Bergsport. Ich lerne gerade übrigens mit meinen beiden Söhnen Paragliding.

Dominik Groenen [01:00:53]:
Okay, cool.

Samir Ayoub [01:00:54]:
Da abschaffen wir uns dann mal ein komplettes Wochenende und machen ganz viele Höhenflüge und lernen etwas Neues. Und das ist für mich eine starke Form von aktiver Erholung. Also ich bin jetzt nicht so eine Couch Potato, wobei ich auch mal gut chillen kann, einfach auf dem Sofa oder so, alles cool, aber das kann jetzt nicht lang oder ich bin auch keiner, der in Urlaub geht und irgendwie zwei Wochen am Strand liegen kann. Ich brauche Aktivität, also ich brauche aktive Erholung. Und ja, das sind dann Berge, das kann auch mal Motorboot oder Yachting sein, das kann Paragliding sein, Ja, oder Städtetouren. Genau, ich laufe ein bisschen. Ich bin jetzt kein Supersportler, aber ich gebe acht darauf, gesund, halbwegs gesund zu leben und mich zu bewegen. Ich jogge, ich gehe mal an die Isar, gehe in die Isar.

Samir Ayoub [01:01:44]:
Genau, ich versuche ein bisschen Ausgleich zu leben, Na klar.

Dominik Groenen [01:01:49]:
Ich finde den Punkt, den du gerade gesagt hast, haben wir gar nicht drüber gesprochen, aber finde ich auf jeden Fall noch mal ganz interessant, weil du gesagt hast, du gibst acht auf dich und vor allen Dingen so das Thema Ernährung, wenn man sich das anguckt, hat ja auch einen riesen Impact auf die Themen, mit denen ihr euch beschäftigt. Also das eine ist ja die Räume, das eine ist im Grunde genommen, du hast jetzt gerade aktive Erholung genannt, aber es sind ja auch einfach diese Themen wie Ernährung, was nehme ich über den Tag zu mir zu. Aber auch Sport, auch das spielt ja eine Rolle bei eurem Konzept. Es ist ja nicht nur der Raum, sondern es entwickelt sich ja schon, zumindest wenn man so von außen drauf guckt, eigentlich so ein bisschen zu so einem Lebensbegleiter oder Lebensmodell, weil es einfach so viele Einflüsse gibt, die einfach einen riesen Impact dann letzten Endes auf die Performance haben. Und das hast du ja gesagt, die Performance von Teams und das Zusammenkommen von Teams und der Erfolg von Teams spielt eine Rolle. Und ich sehe das selber bei uns, dass wir sehr, sehr viel auch machen im Hinblick auf Partnerschaften oder Angebote mit Krankenkassen. Wir haben jetzt die letzten Jahre so eine Schritte-Challenge gemacht in der Company, auch mit den Firmen, die da so sitzen. Ja, dann haben wir verschiedene Angebote wie Kochkurse oder gesunde Snacks oder sowas, die man im Alltag zubereiten kann.

Dominik Groenen [01:03:12]:
Also auch da, finde ich, sind ja die Verbindungen von Büro, Gastronomie, Bewegung, Du hast es jetzt Aktiverholung genannt, auch sehr, sehr nah und sehr, sehr eng zusammen.

Samir Ayoub [01:03:23]:
Absolut. Letztlich ist es ja so, wenn man das Thema Arbeitswelt anspricht und jetzt gehen wir mal von so einer 40-plus-Stunden-Rolle aus, die man hat Und viele, die leidenschaftlich arbeiten, arbeiten ja auch mehr. Und ich finde das auch überhaupt nicht schlimm, ehrlich zu sein. Ich bin jemand, der arbeitet sicher 50 bis 60 Stunden pro Woche und finde es überhaupt nicht schlimm, weil es eben, weil es Liebe ja. Aber wenn man das so betreibt, dann ist man den größten Teil seiner Wachzeit in der Arbeitswelt. Also wenn man die Schlafenszeit abzieht, du bist irgendwie 16 Stunden wach und davon verbringst du 10, 11 Stunden in diesem Kontext oder manchmal mehr, dann ist das ja so, dass die Welt, wie sie in der Arbeitswelt gestaltet ist, das absolut dominierende Umfeld ist für deine Lebensqualität. Und da gehört natürlich Ernährung, aber auch Arbeits-, also eigentlich alles dazu. Und deshalb finde ich das total richtig, was du sagst, dass man das holistisch sehen muss, wenn man die Qualität wirklich verbessern will.

Samir Ayoub [01:04:22]:
Und da geht es natürlich auch Ernährung. Und wie verbringt man Pausen, wenn man sie sich denn hoffentlich auch nimmt? Oder wie macht man Walk and Talks? Das ist so etwas, was ich total liebe. Ich mache Besprechungen, wenn wir keine Unterlagen brauchen, frage ich immer, brauchen wir einen Rechner oder Unterlagen? Wenn wir die nicht brauchen, mache ich einen Spaziergang mit meinem Gesprächspartner den Block oder gehe in den nächsten Park. Und das sind so Kleinigkeiten und manche machen sich schon lustig darüber.

Dominik Groenen [01:04:47]:
Aber ist gut, finde ich

Samir Ayoub [01:04:48]:
einen guten Punkt. Ich mache halt Walk and Talks und versuche immer irgendwie ein bisschen meinen Alltag zu bereichern. Aber das klingt jetzt nach Kleinigkeiten, aber am Ende ist es so, da zitiere ich jetzt mal Eames, also Charles and Ray Eames aus der Möbelwelt. Details aren't details, details make the product. Und die Details im Arbeitsalltag, was man da unterbringt, machen am Ende auch die Qualität eines Alltags aus. Und wenn man das mit solchen kleinen Nichtkeiten verschönert, ist das wunderbar.

Dominik Groenen [01:05:20]:
Ja. Jetzt hast du gesagt, du hast vier Kids, Samir. Wenn du jetzt so auf deine Kids guckst, was ist so das, was du... Was dir wichtig ist, was du denen mitgibst. Du hast natürlich jetzt... Ich merke das bei meiner Tochter, die ist jetzt sieben, die ist noch ein bisschen jünger. Aber man fängt ja auch schon an, Dinge mitzugeben. Und man merkt einfach, die Kinder nehmen dann ja auch viele Dinge an, die man selber praktiziert, die man, sage ich mal, für sich umsetzt.

Dominik Groenen [01:05:57]:
Tauscht ihr euch auch so ein Stück weit über das Thema Business aus und wo geht so die Reise hin, weil das jetzt ja gerade bei den Kindern das Alter ist, wo man sich natürlich auch schon damit beschäftigt. Was würde ich beruflich machen? Du hast vorhin angesprochen Studium. Du hättest dir gewünscht, dass du vielleicht eine andere Ausbildung. Ist das auch so ein Thema, wo du jetzt merkst, okay, da wird es jetzt gerade in dem Alter spannend mit den Kindern?

Samir Ayoub [01:06:20]:
Absolut, da sind wir mittendrin. Also die 21-Jährige hat gerade ihre Bachelorarbeit abgegeben, ist Wirtschaftspsychologin an der Fresenius-Uni hier in München jetzt geworden, will jetzt mal ein Jahr spannende Stationen machen. Da darf ich sie beraten, auch in den letzten Schritten habe ich sie beraten und die geht jetzt mal drei Monate zu die Leute und macht da in Organisationsentwicklung, aber im Konsultaumfeld, nicht im eigenen HR, eine Erfahrung und danach geht sie in die Restrukturierung und macht eine Erfahrung und will dann die Masterarbeit machen. Das sind alles Dinge, die diskutieren wir und schauen, was passt zu ihr als Person, zu ihren Neigungen und Stärken und Talenten. Und das praktiziere ich mit dem Silas, dem Zweitältesten, der auch gerade studieren begonnen hat, der übrigens im Moment auch Werkstudent bei Designfunktion sein darf. Und da auch ein paar Projekte mit begleitet neben dem Studium. Und bei den Jüngeren geht es gerade Auslandsaufenthalte und was lernt man wann, wie, wo. Und es ist wunderschön, die Kids zu begleiten.

Samir Ayoub [01:07:19]:
Also ich bin da Begleiter, Berater, wenn ich das so sagen darf, als Vater. Ich will nicht dominieren, auf gar keinen Fall, das halte ich für brutal falsch. Meine Aufgabe ist, die vier zu unterstützen, das jeweils für sich Richtige zu finden. Und das, was ich denen mitgebe, ist einfach, jeder von euch hat ein anderes Potenzial geschenkt bekommen und jeder hat andere Talente, Neigungen und Stärken. Und holt einfach aus eurem Potenzial das meiste raus und es gelingt dann am besten, wenn ihr euer eigenes Leidenschaftsthema findet. Das Thema, was euch richtig anzündet, das müsst ihr finden und da unterstütze ich euch beim Suchen. Und wenn da irgendwas im Kontext von Designfunktionen dabei sein sollte, dann freue ich mich natürlich, aber es auf gar keinen Fall muss, das halte ich auch für falsch, die Kinder in die Firma reinzuziehen oder zu drücken. Wenn da was ist, dann herzlich gerne.

Samir Ayoub [01:08:12]:
Emma hat letztens so einen Satz zu mir gesagt, Papa, Ich gehe jetzt ein paar Jahre ins Consulting, da lernt man richtig krass viel und dann komme ich und helfe dir, die Firma noch besser zu machen. Ja, das klingt super, mach das genauso. Ob das jemals dazu kommt, wissen wir ja nicht. Aber allein der Spruch ist ja schon cool und macht mir auch Freude und Stolz und so. Also ist doch super.

Dominik Groenen [01:08:35]:
Ja, total. Ja, ja. Es ist einfach, glaube ich, auch sehr schön und wie du schon sagst, wenn es hinterher passt, dann passt und wenn nicht, dann ist auch gut. Ich glaube, das Wichtigste, das hast du ja gerade auch so ein Stück weit gesagt, wir alle sind auf dieser Welt und wir alle sind beschenkt worden mit Talenten, mit Fähigkeiten. Und die Aufgabe, die wir haben, ist, diese Talente, im Amerikanischen sagt man, put it to work. Also bringen Sie einfach ein. Diese Verantwortung und diese Pflicht haben wir. Und das tut jeder auf seine ganz individuelle Art und Weise.

Dominik Groenen [01:09:10]:
Aber das ist, glaube ich, das müssen wir halt tun. Und ich sehe auch bei mir, also meine Ex-Frau, die ist zum Beispiel Ergotherapeutin. Und die hat eine tierische Passion einfach genau für dieses Thema. Und jeder hat eben genau diese Themen. Und ich glaube, das Schlimmste, was passieren kann, wäre, wenn man eben nichts daraus macht. Also Wenn man einfach beobachtet, und auch das ist ja ein Side-Effekt von Corona, dass man schon bei vielen gemerkt hat, dass sich das dann eben auf die mentale Ebene verlagert hat. Dass man bestimmte Dinge nicht mehr tun konnte. Und ich glaube, wenn man jetzt mal zurückblickt, das ist halt das Wichtigste, egal was wir für Talente haben, egal wie klein sie sind, egal wie groß sie sind, dass wir diese eben einfach aktivieren und dass wir eben denen auch gerecht werden.

Dominik Groenen [01:10:00]:
Und ich glaube, das ist am Ende des Tages dann, wenn wir irgendwann mal von dieser Welt gehen, das wo wir sagen, okay, ich kann in den Spiegel gucken und ich kann guten Gewissens gehen und kann sagen, ich habe das, was ich geschenkt bekommen habe, bestmöglich eingesetzt.

Samir Ayoub [01:10:15]:
Genau, das meinte ich damit, als ich von der Potenzialentfaltung sprach, hätte ich, also hast du sehr schön zusammengefasst, genau darum geht es aus meiner Sicht. Mitnehmen kann man nix und das Leben ist halt endlich. Es geht darum, das Beste aus seinen Voraussetzungen zu machen und der Welt ein bisschen was zu schenken mit dem, was wir halt an Talenten hatten.

Dominik Groenen [01:10:37]:
Vielleicht ein Satz dazu noch. Ich bin sehr, sehr gläubisch aufgewachsen, bin auch sehr gläubisch. Und das Lustige ist, immer wenn ich über dieses Thema spreche, das ist schon eine Geschichte in der Bibel. Und zwar geht es darum, dass drei quasi, drei Jünger ausgestattet werden mit unterschiedlichen Vermögen. Der eine kriegt ein Geldsack, der andere drei und der andere fünf. Und derjenige, der die fünf bekommen hat, kommt dann zurück nach zwei Wochen Abwesenheit und sagt, ich habe aus diesen fünf zehn gemacht. Und der, der drei hat, hat daraus sechs gemacht. Und der, der einen Sack mit Goldmünzen hatte, hat im Grunde genommen dann gesagt, ja, er ist mit dem einen wiedergekommen und er hat im Grunde genommen, er ist auf die Sicherheit gegangen.

Dominik Groenen [01:11:30]:
Und er hat das quasi fest verstaut und hat das im Grunde genommen verbuddelt und wollte diesen einen erhalten. Und die Resonanz war dann einfach, dafür seid ihr nicht gemacht, sondern ihr seid dafür gemacht, dass ihr das, was ihr geschenkt bekommen habt oder was ihr bekommt, dass ihr was daraus macht. Und ich glaube, das ist nochmal bildlich sehr schön dafür, dass wir alle, egal was, diese Pflicht haben. Und wenn wir das tun, dann glaube ich, werden wir, egal wie, honoriert und wir erfahren auch unsere, sag ich mal, Belohnungen in welcher Art auch immer. Aber diese Aufgabe haben wir und meiner Meinung nach gibt es halt nichts Schlimmeres, als eben nichts aus den Talenten dann zu machen und sie einfach verstreichen zu lassen. Und jeder Mensch hat welche, egal welche. Und das vielleicht nochmal so als auch historischen Vergleich zur Neuzeit. Ja, cool.

Dominik Groenen [01:12:24]:
Also Samir, erstmal vielen, vielen Dank für deine Zeit. Danke, dass du dich bereit erklärt hast, dass wir diese Folge aufnehmen. Es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht. Vor allen Dingen war es noch mal sehr spannend, auch so ein bisschen über die persönliche Geschichte von dir zu hören und auch so ein bisschen die, sage ich mal, Seiten, die vielleicht auch bei dir dazu führen, ja, oder die einfach eine gewisse Kraft auch erfordern und die man nicht so wahrnimmt. Also bei mir war es ja auch so mit dem Podcast, ich wollte den ja gezielt deswegen machen, weil man glaube ich einfach viel zu wenig über Dinge spricht, die vielleicht mal eine Herausforderung sind oder die eben nicht, ja das was wir jetzt besprochen haben, viele der Dinge, die stehen nicht auf der Seite von Designfunktionen und die sind nicht eine Case Study und die stehen nicht als Erfolge, ja, und als Dinge so. Und ich glaube, darüber spricht man viel zu selten. Sie sind aber dafür entscheidend, wo ihr oder du dich hin entwickelt hast oder jeder sich hin entwickelt. Und ich glaube, das ist einfach dann auch schön, einfach mal sehr offen und ungeschminkt solche Dinge zu hören und auch zu sehen, dass eben hinter jeder erfolgreichen Geschichte, wie jetzt auch Designfunktionen und das, was ihr tut.

Dominik Groenen [01:13:32]:
Eben auch ein Mensch steckt, der Situationen hat, die ja auch Herausforderungen sind, wie jeder von uns hat. Also, wenn euch der Podcast gefallen hat, dann lasst uns gerne ein Like da. Wir werden auch nochmal die Links von Sami reinpacken und in die Description, einmal die Designfunktion da natürlich zu seinen Profilen und natürlich auch nochmal zu seinem Buch.

Samir Ayoub [01:14:06]:
SWR 2021

People on this episode